Geschichte der Philippinen 3

Amerikanische Kolonialzeit – 1898 bis 1946
Gescheiterte Unabhängigkeit und Krieg mit Amerika

Am 25. April 1898 erklärte Spanien den USA den Krieg. Beim Spanisch-Amerikanischen Krieg ging es den USA um die Kontrolle über die verbleibenden Kolonialgebiete Spaniens und um den Zugang zu asiatischen Märkten durch die Philippinen. Am 1. Mai 1898 wurde die veraltete spanische Flotte in der Schlacht in der Bucht von Manila vom US-Asiengeschwader unter Commodore George Dewey in nur wenigen Stunden komplett zerstört.

Nach dem Sieg Deweys wurde eine Blockade über die Manilabucht verhängt. Trotzdem kamen Kriegsschiffe von Großbritannien, Frankreich, Deutschland und Japan in die Manilabucht. Das deutsche Kontingent wurde bis zum 12. Juni, als Admiral Diederichs in Manila eintraf, größer als das der Vereinigten Staaten. Es kam zum sogenannten Manila-Zwischenfall zwischen den US-Amerikanern und den Deutschen. Erst als die Briten sich auf die Seite der USA stellten, zogen die deutschen Schiffe ab.

Am 19. Mai 1898 kehrte Aguinaldo nach Manila zurück, um die Revolution mit der erhofften amerikanischen Unterstützung weiterzuführen. Es hatte unter anderem Gespräche zwischen Aguinaldo und amerikanische Diplomaten in Hongkong gegeben, die ihre Sympathie für den philippinischen Wunsch nach Unabhängigkeit bekundeten, ohne jedoch etwas zu versprechen. Er nahm die Führung der Revolution wieder auf, was unter anderem dazu führte, dass philippinische Soldaten in spanischen Diensten zum Katipunan überliefen.

Am 12. Juni 1898 erklärte Emilio Aguinaldo die Philippinen in Kawit für unabhängig und verlas die von Ambrosio Rianzares Bautista ausgearbeitete Unabhängigkeitserklärung. Es wurde daraufhin ein Revolutionskongress in Malolos einberufen, da große Teile von Manila noch unter spanischer Kontrolle waren. In weiten Teilen des Landes unterlagen die Spanier Aguinaldos Truppen. Im Juli belagerten sie die befestigte spanische Innenstadt von Manila, Intramuros genannt. Die Spanier weigerten sich jedoch, gegenüber den Filipinos zu kapitulieren, da sie Befehle hatten dies nur gegenüber den Amerikanern zu tun.

Am 13. August 1898 fand eine amerikanische Attacke auf Intramuros (siehe Schlacht von Manila (1898)) statt, bei der Aguinaldos Leute mithalfen, seinen Truppen jedoch nicht gestattet wurde, die befestigte Stadt zu betreten. Am 14. August 1898 kapitulierten die Spanier und die USA verkündeten die Gründung einer Militärregierung.

Im Dezember wurden im Pariser Frieden, auch Vertrag von Paris genannt, die Philippinen sowie Puerto Rico und Guam für 20 Millionen Dollar an die USA übergeben. Kuba wurde zwar formal in die Unabhängigkeit entlassen, blieb jedoch vorerst unter US-Besatzung.

Am 21. Januar 1899 verabschiedeten die Mitglieder des Revolutionskongresses die Malolos-Verfassung und am 23. Januar wurde die Erste Philippinische Republik konstituiert.

Am 4. Februar 1899 kam es durch amerikanische Soldaten zu der Erschießung eines philippinischen Soldaten, der in Manila eine Brücke in amerikanisch kontrolliertes Territorium überquerte. Dies war der Anfang des Philippinisch-Amerikanischen Krieges. Es kam seitens der Amerikaner jedoch nie zu einer formellen Kriegserklärung und Aguinaldo wurde zum Banditen erklärt.

Zunächst handelte es sich um einen konventionellen Krieg, doch nach der Ermordung des talentierten Generals Antonio Luna im Juni 1899 waren die philippinischen Streitkräfte geschwächt und mussten ab 1900 den Krieg mit Guerillamethoden fortsetzen.

Ca. 12.500 amerikanische Soldaten kämpften in den folgenden drei Jahren gegen geschätzte 80.000–100.000 Rebellen. Es starben 4324 amerikanische Soldaten und etwa 20.000 philippinische Kombattanten sowie geschätzte 250.000 bis eine Million philippinische Zivilisten. 26 der 30 amerikanischen Generäle, die im philippinisch-amerikanischen Krieg dienten, waren Veteranen der Indianerkriege. Entsprechend gab es sehr viele Gräueltaten gegen Zivilisten, die vom Roten Kreuz bestätigt wurden und über die auch in der damaligen US-Presse berichtet wurde.

1901 wurde Aguinaldo mit Hilfe von zu den Amerikanern übergelaufenen Philippinern gefangen genommen. Am 20. April 1901 ließ er eine Erklärung veröffentlichen, die den philippinischen Widerstand aufforderte den Kampf einzustellen. Am 29. April ergab sich daraufhin Baldomero Aguinaldo und zahlreiche weitere Generale der Revolutionsarmee. Andere Revolutionäre machten jedoch unter General Miguel Malvar weiter, der erst im April 1902 kapitulieren musste. Daraufhin wurde der Konflikt seitens der USA für formell beendet erklärt, obwohl einzelne Guerillagruppen fast ein Jahrzehnt lang noch durchhielten.

Die Philippinen wurden eine US-amerikanische Kolonie unter einem Generalgouverneur. Englisch wurde zur Amtssprache erklärt und Englischlehrer ins Land gebracht.

Im Süden der Philippinen hatten sich die islamischen Moros bislang neutral verhalten. Dies änderte sich, als die USA in deren Gebiete die Moro-Provinz gründete. Es kam zu zehn weiteren Jahren erbitterten Krieg mit den Moros. Dabei kam es sowohl zu amerikanischen Gräueltaten gegen die Moros (unter anderem durch General John Pershing) als auch zu den gefürchteten Sabil-Attentätern, bei dem ein Moro-Kämpfer amerikanische Soldaten mit Schwertern attackierte, um unter Aufopferung seines Lebens so viele wie möglich zu töten.

Der lange Weg zur Halbautonomie

Bereits am 20. Januar 1900 wurde die Schurman-Kommission von McKinley berufen. Sie sollte Vorschläge für einen Übergang zu einer zivilen Kolonialverwaltung ausarbeiten, diese Ergebnisse wurde im Januar 1901 vorgelegt[34]. Im März 1901 wurde daraufhin William Howard Taft zum Vorsitzenden der Taft-Kommission berufen und auf die Philippinen entsendet, um eine zivile Kolonialverwaltung zu etablierten. Er baute den Obersten Gerichtshof der Philippinen auf, zu dessen ersten Vorsitzenden Cayetano Arellano 1901 berufen wurde. 1904 wurden die Philippinen erstmals bei der Weltausstellung Louisiana Purchase Exposition vertreten und unter anderem durch Epifanio de los Santos vertreten. Es wurden auch Vorbereitungen getroffen um eine Zweikammer-Legislative zu schaffen. Die Taft-Kommission bildete nach Vorbild des US-Systems das Oberhaus und die Philippinische Versammlung – das Unterhaus, erste Wahlen zu letzterer wurden am 30. Juni 1907 durchgeführt und am 16. Oktober Manila Grand Opera House konstituiert. Unter Woodrow Wilson kam es ab 1913 zu einer Veränderung der amerikanischen Politik. Während die vorherigen republikanischen Regierungen die Philippinen als ewige US-Kolonie sahen, entschied sich die Wilson-Regierung dafür, Maßnahmen zu ergreifen um die Philippinen zur Unabhängigkeit zu führen und bei der Etablierung einer stabilen Demokratie zu helfen. Dazu gehörte Unterstützung beim Aufbau eines öffentlichen Schulsystems und eines Rechtsstaats.

1916 wurde der Philippine Autonomy Act oder Jones Law verabschiedet. Ein philippinisches Repräsentenhaus und ein philippinischer Senat wurden gegründet. In den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts kam es immer wieder zu Zeiten der Kooperation und Zeiten von Kompetenzstreitigkeiten zwischen dem amerikanischen Generalgouverneuren und der philippinischen Legislative. In dieser Zeit wurde ein öffentlicher Dienst aufgebaut, der immer mehr von Philippinern übernommen wurde.

In der amerikanischen Kolonialzeit kam es zu erheblichen Verbesserungen im Bildungs- und Gesundheitswesen des Landes. Die Alphabetisierungsrate verdoppelte sich und erreichte in den 30er Jahren 50 %.

1934 wurde das Gesetz zur philippinischen Unabhängigkeit (Philippine Independence Act bzw. Tydings-McDuffie Act) vom amerikanischen Kongress verabschiedet. Es sah den Entwurf einer philippinischen Verfassung und eine zehnjährige Übergangszeit bis zur philippinischen Unabhängigkeit vor. Während dieser Übergangszeit war eine Art Halbautonomie für die Philippinen vorgesehen, bei der US-Streitkräfte im Land stationiert bleiben sollten und der amerikanische Präsident unter anderem die Oberhoheit über die philippinischen Streitkräfte behalten sollte.

Durch das Unabhängigkeitsgesetz wurden außerdem alle Filipinos, die in den Vereinigten Staaten lebten, als Ausländer klassifiziert, und es wurde in den USA eine Einwanderungsquote für Filipinos festgelegt. Im Jahre 1935 kam es in den USA zusätzlich zum Filipino Repatriation Act (Filipino-Rückführungsgesetz), das Filipinos in den USA zur Rückkehr auf die Philippinen bewegen sollte und die Familienzusammenführung in den USA erschwerte.

Nachdem die philippinische Legislative den Tydings-McDuffie Act akzeptiert hatte, begann 1935 die vorgesehene zehnjährige Übergangszeit zur vollen Unabhängigkeit. Die Philippinen erhielten den Status eines halbautonomen Commonwealth, dessen Präsident Manuel Luis Quezón y Molina wurde. Das Parlament wurde auf ein Einkammersystem reduziert, der Nationalversammlung. 1940 wurde sich wieder auf ein Zweikammersystem verständigt und der Commonwealth Kongress entstand. 1937 wurde das Frauenwahlrecht durchgesetzt und von diesem Zeitpunkt an konnten sich Frauen auch für politische Ämter bewerben.

Die Commonwealth-Regierung begann ein sehr ehrgeiziges Aufbauprogramm, um die Voraussetzungen für die Unabhängigkeit zu schaffen. Allerdings wurde dies durch das damalige wirtschaftliche und politische Umfeld in Südostasien behindert. Der Zweite Weltkrieg machte schließlich alle Aufbaubemühungen zunichte.

Zum Aufbau einer eigenen philippinischen Armee zog Quezon General Douglas MacArthur als Militärberater hinzu. McArthur wurde dabei von Dwight Eisenhower unterstützt. Nachdem McArthur 1937 seinen Ruhestand als US-General antrat, machte ihn Quezon sogar zum Feldmarschall der philippinischen Armee. Dies endete erst, als Franklin D. Roosevelt McArthur im Jahre 1941 in den aktiven Dienst zurückversetzte und zum Kommandanten des in Manila basierten Fernostkommandos der US-Streitkräfte ernannte.

Japanische Invasion, Okkupation und Widerstand

Nach dem Angriff auf Pearl Harbor am 7. Dezember 1941 besetzten im Zweiten Weltkrieg die Japaner in der Schlacht um die Philippinen die Inseln. Trotz erbittertem Widerstand mussten US-amerikanische und philippinische Truppen unter US-Kommando im April 1942 auf Bataan aufgeben. Im darauffolgenden Todesmarsch von Bataan starben bis zu 10.000 Soldaten vor Ankunft in einem 100 Kilometer entferntem Militärgefängnis.

1942 bildete sich auf Luzon die kommunistische Widerstandsbewegung Hukbalahap (im Volksmund Huk genannt) unter Führung von Luis Taruc, deren Hauptziel zunächst der Widerstand gegen die japanische Besatzung war. Es bildeten sich weitere Guerillagruppen, die jedoch mit den amerikanischen Streitkräften verbündet waren.

Während der Besatzungszeit kam es zu Greueltaten japanischer Truppen gegen die Zivilbevölkerung. Es kam zu Massenerschießungen, Folter und Vergewaltigungen. Menschen wurden lebendig verbrannt oder mit dem Samurai-Schwert geköpft.

Im Oktober 1943 wurde mit Hilfe großer Teile der philippinischen Elite eine Republik unter japanischer Obhut gegründet. Präsident war José P. Laurel. Diese Republik hatte allerdings kaum Unterstützung in der Bevölkerung.

Erst ab Oktober 1944 gelang es US-amerikanischen Truppen unter dem Kommando von General Douglas MacArthur, mit Unterstützung antijapanischer Widerstandskämpfer in fünfmonatigen Kämpfen die Philippinen zurückzuerobern (siehe Pazifikkrieg#Philippinen). Weil sich japanische Truppen in Manila verschanzt hielten, dauerte die Befreiung Manilas bis zur Kapitulation Japans im September 1945 an, was zur weitgehenden Zerstörung von Manila (vor allem der alten spanischen Altstadt) führte. Etwa eine Million Philippiner starben im Zweiten Weltkrieg.

Amerikanische Streitkräfte bekämpften die kommunistisch geprägten Hukbalahap. Einzelne japanische Soldaten kapitulierten nicht, sondern hielten im Dschungel aus; der letzte japanische Soldat (Nakamura Teruo) kapitulierte erst 1974. Bereits ab Oktober 1945 fanden die ersten Kriegsverbrecherprozesse in Manila statt. Die japanischen Oberkommandierenden Yamashita Tomoyuki und Homma Masaharu wurden in vom Rachegedanken geprägten Verfahren zum Tode verurteilt. Bis 1949 fanden zahlreiche weitere Verfahren statt.

Manuel Quezons Vizepräsident Sergio Osmeña hatte nach dem Tod des Commonwealth-Präsidenten in den USA die Präsidentschaft der philippinischen Exilregierung übernommen. Im Februar 1945 wurde die Commonwealth-Regierung durch die USA wiedereingesetzt. Die Philippinen wurden im gleichen Jahr noch als Commonwealth der Philippinen Gründungsmitglied der Vereinten Nationen. Die philippinische Unabhängigkeit wurde vom US-Präsidenten Harry S. Truman auf das Jahr 1946 festgelegt, da die Folgen des Krieges eine Unabhängigkeit nach dem ursprünglichen Zeitplan nicht zuließen. Die Verfassung des Commonwealth blieb bis zum Jahr 1973 gültig.

Quelle: Wikimedia