Die Philippinische Republik
Die Philippinische Republik vor Marcos
Am 4. Juli 1946 wurden die Philippinen formal in die Unabhängigkeit entlassen. Die USA ließen sich aber vertraglich die Fortdauer der wirtschaftlichen Abhängigkeit für 28 Jahre garantieren. Am 14. März 1947 sicherten sich die USA außerdem für die Dauer von 99 Jahren die Hoheitsrechte über 23 Militärstützpunkte.
Nach 1946 erhob sich, vor allem in Luzon, Widerstand gegen die korrupten proamerikanischen Regierungen unter Manuel Roxas (1946–1948) und Elpidio Quirino (1948–1953), vor allem durch die Nachfolger der antijapanischen Guerilla, die Hukbalahap (HUK). Im Oktober 1950 schlugen die von den USA ausgerüsteten Truppen der philippinischen Armee, geleitet durch Verteidigungsminister Ramon Magsaysay, der durch den CIA-Mann und späteren Vietnam-Strategen Edward Lansdale beraten wurde, die Aufstände der HUK-Bewegung nieder.
Am 30. August 1951 beteiligten sich die Philippinen auf Betreiben der USA am Koreakrieg und entsandten fünf Bataillone. Der im Volk sehr populäre Magsaysay wurde 1953 Präsident und starb 1957 bei einem Flugzeugabsturz.
In den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts kam es zu einer massiven, von der Regierung unterstützten Migration von armen Bauern nach Mindanao, um den Aufstand der Hukbalahap zu schwächen. Der Konflikt mit den muslimischen Moros wurde dadurch verschärft.
Der nationalistisch gesinnte Präsident Carlos P. Garcia (1957–1961) kürzte die Pachtdauer der US-Stützpunkte auf 25 Jahre mit einer darauf folgenden Option, die Pacht um jeweils fünf Jahre zu verlängern. Seine Filipino First Gesetzgebung bevorzugte philippinische Unternehmer gegenüber ausländischen Investoren.
1963 erhoben die Philippinen unter Präsident Diosdado Macapagal (1961–1965) aufgrund der Gründung der Föderation Malaysia Anspruch auf das auf der Insel Borneo gelegene Sabah. Sabah wurde 1878 durch den Sultan von Sulu an Großbritannien verpachtet, die 1963 das Territorium an Malaysia übergaben, das noch heute die vereinbarte Pachtsumme an die Nachfahren des Sultans zahlt. Bis heute ist die Sabah-Problematik offen.
Die Marcos-Zeit
Am 30. Dezember 1965 wurde Ferdinand Marcos Präsident. 1966 entsandte er ein Pionier-Bataillon nach Vietnam, um den USA zu helfen. 1967/1968 bewirkten die Enteignung der Bauern und das starke Bevölkerungswachstum (3,5 %) eine Arbeitslosenquote von rund 20 %. Die Huk-Bewegung erhielt großen Zulauf und kontrollierte weite Gebiete von Zentral-Luzón. Marcos ließ die kommunistischen Hukbalahap bekämpfen, bis diese ihre Aktivitäten einstellten. Er wurde 1969 als erster philippinischer Präsident wiedergewählt.
1968 wurde als Reaktion auf das Jabidah-Massaker an moslemischen Armeerekruten, die sich weigerten, an einer Geheimoperation zur Rückeroberung Sabahs teilzunehmen, die Muslimische Unabhängigkeitsbewegung (MIM) von traditionellen Stammesführern gegründet. Es kam zu Kämpfen zwischen Moros und christlichen Siedlermilizen im Süden der Philippinen. 1971 wird die Nationale Befreiungsfront der Moros (MNLF) als separatistische Dachorganisation durch den Politikwissenschaftler Nur Misuari gegründet.
1969 kam es durch Jose Maria Sison und einige ehemalige Hukbalahap zur Gründung einer maoistischen Untergrundarmee, die sich New People’s Army (Neue Volksarmee) oder NPA nennt. Sie vereinigte etwa 85.000 Kämpfer auf sich.
1970 brach in Manila der First Quarter Storm los, dieses waren Studentenunruhen gegen das korrupte Marcos-Regime die von Januar bis März dauerten. Die Studenten wanden sich dagegen das Marcos eine neue Verfassung vorbereitete, die die Beschränkung auf zwei Amtsperioden für einen Präsidenten aufheben sollte. Die Proteste dauerten zwei Jahre an.
Am 21. September 1972 verhängte Präsident Marcos das Kriegsrecht. Es kam zur Verhaftung von Zehntausenden Regimegegnern und zum Verbot der jeweiligen oppositionellen Presse.
Am 17. Januar 1973 wurde über eine neue Verfassung ein parlamentarisches System eingeführt, das jedoch faktisch der Konsolidierung der Macht von Marcos diente. Während des Kriegsrechts intensivierten sich die Auseinandersetzungen mit der NPA und der MNLF. 1975 wird mit Hilfe von Libyen und der Organisation der Islamischen Konferenz der Vertrag von Tripolis ausgehandelt, der die Gründung einer autonomen Moslemregion vorsieht. 1976 herrscht jedoch weite Unzufriedenheit unter den Moros, was die Ergebnisse des Vertrags angeht, und die Kämpfe werden fortgesetzt. 1977 spaltet sich die geschwächte MNLF und es kommt zur Gründung der Islamischen Befreiungsfront der Moros.
1981 wurde das Kriegsrecht formal aufgehoben. Es kam zu sehr dubiosen Wahlen, bei denen Marcos mit sehr hoher Mehrheit gewann.
Am 21. August 1983 wurde der Oppositionsführer Benigno Aquino ermordet. Die Tat wird den Militärs angelastet. Nach der gefälschten Präsidentschaftswahl vom Februar 1987 demonstrierten mehr als eine Million Filipinos auf der EDSA-Avenue in Manila und forderten Marcos Rücktritt. Die katholische Kirche unterstützte die Demonstranten, woraufhin sich die Demonstrationen über das gesamte Land ausweiteten und als EDSA-Revolution in die Geschichte einging. Durch die Weigerung des Militärs, die Demonstration gewaltsam aufzulösen, sah sich Marcos am 25. Februar 1986 gezwungen, nach Hawaii in die USA zu fliehen. Die Witwe des ermordeten Benigno Aquino und Oppositionsführerin, Corazón Aquino, wurde am selben Tag die neue Präsidentin (bis zum 30. Juni 1992).
Die Zeit nach Marcos
Während der Präsidentschaft von Frau Aquino wurde 1987 eine neue Verfassung ratifiziert, bei der die Philippinen zum Präsidialsystem zurückkehrten.
Frau Aquino hatte mit zahlreichen Putschversuchen zu kämpfen, wurde jedoch von ihrem Generalstabschef Fidel V. Ramos gestützt, der 1992 als erster Protestant zum philippinischen Präsidenten gewählt wurde.
1987 fand ein weiterer Versuch statt, den Moslemkonflikt zu lösen. Aufgrund des Vertrags von Jeddah wurde 1989 die Autonomous Region in Muslim Mindanao gegründet, das entsprechende Referendum wurde jedoch von militanten muslimischen und christlichen Gruppen boykottiert. In dieser Zeit entstand die Terrorgruppe Abu Sayyaf.
Zwischen dem 12. und 15. Juni 1991 ließ die Eruption des Vulkans Pinatubo auf der Insel Luzon für drei Monate die durchschnittliche Welttemperatur um 1,5 C° fallen. Der Temperaturrückgang wurde durch die große Menge an Asche und Staub, die in die Erdatmosphäre gestoßen wurden, verursacht. Dies war der weltweit stärkste Vulkanausbruch des 20. Jahrhunderts.
Dabei wurden auch die beiden wichtigsten philippinischen US-Stützpunkte Subic und Clark zu großen Teilen zerstört. Der philippinische Senat verweigerte daraufhin die 1992 fällige Verlängerung des Stützpunktvertrages von 1947. Am 30. September 1992 erfolgte der Abzug der US-Truppen von ihren Stützpunkten im Land, der angesichts der vulkanischen Katastrophe acht Monate zuvor begann.
Am 2. September 1996 unterzeichneten die philippinische Regierung unter Präsident Fidel V. Ramos (1992–1998) und die auf Mindanao operierenden islamischen Separatisten des MNLF einen Friedensvertrag, der mit Hilfe der Organisation der Islamischen Konferenz und Libyen zustande kam. Nur Misuari wurde Gouverneur der Autonomous Region in Muslim Mindanao.
Die Islamische Befreiungsfront der Moros (MILF) und die terroristischen Abu Sayyaf beteiligten sich jedoch nicht an diesem Friedensvertrag. Ein 1997 mit der MILF geschlossener Waffenstillstand zerbrach recht schnell.
Am 1. Juni 1999 trat das Visiting Forces Agreement (VFA) in Kraft, das die erneute Stationierung von US-Truppen auf philippinischem Boden zulässt.
Im November 1999 verübte die Neue Volksarmee (New People’s Army, NPA) der maoistischen Kommunistischen Partei zahlreiche Terrorakte auf der Insel Luzón. Auf ihr Konto gehen etwa 90.000 Menschenleben.
Präsident Joseph Estrada (1998–2001) startete im Jahre 2000 eine neue Offensive gegen die MILF und bekämpfte die Abu Sayyaf, die im gleichen Jahr etliche Entführungen vornahm.
Am 20. Januar 2001 wurde Präsident Estrada nach einem skandalösen Amtsenthebungsverfahren durch Unruhen gestürzt. Daraufhin wurde Gloria Macapagal Arroyo neue Präsidentin.
2002 wurde die NPA auf Betreiben der philippinischen Regierung durch die USA und im Anschluss daran durch die EU zu einer internationalen Terroristen-Organisation erklärt. Es kommt im gleichen Jahr zu einem gemeinsamen Manöver philippinischer und US-Soldaten, bei denen US-Spezialeinheiten auf Basilan nahe Mindanao stationiert werden, um die terroristische Abu Sayyaf zu bekämpfen. Die Auseinandersetzung mit der MILF flammt auch wieder auf. Bis heute finden regelmäßige Manöver der US-Streitkräfte und der philippinischen Streitkräfte zur Bekämpfung terroristischer Organisationen statt.
Im Mai 2004 kann sich Gloria Macapagal Arroyo bei den Präsidentschaftswahlen knapp vor ihrem Gegenkandidaten Fernando Poe behaupten und wird für eine zweite Periode im Amt bestätigt. Die Wahl fand bereits am 10. Mai 2004 statt, nach Unstimmigkeiten bei der Stimmenauszählung jedoch wurde das offizielle Ergebnis erst Ende Juni verkündet. Im Juni 2005 kam es zum sogenannten Hello-Garci-Skandal, bei dem Arroyo Wahlbetrug vorgeworfen wurde. Ein Amtsenthebungsverfahren scheiterte jedoch.
Im gleichen Jahr kommt es im Zusammenhang mit dem Moslemkonflikt zu etlichen Bombenanschlägen, insbesondere im Süden der Philippinen. 2005 kommt es am Valentinstag zu drei Bombenanschlägen, einen davon in Manila. Die Abu Sayyaf bekennen sich zu den Anschlägen und nennen sie ein „Valentinsgeschenk“ für Präsidentin Arroyo. Im Jahr 2006 kommt zu einem Bombenanschlag auf eine Fähre auf Jolo, zu der sich auch die Abu Sayyaf bekennen.
Am 24. Februar 2006 kam es zu einem von der Regierung behaupteten Putschversuch durch Teile des Militärs. Über das Land wurde der Ausnahmezustand verhängt, regierungstreues Militär und andere Sicherheitskräfte sicherten strategisch wichtige Orte. Demonstrationszüge zum 20. Jahrestag von Marcos Sturz wurden verboten, Teile der Presse zensiert und stattfindende Demonstrationen von der Polizei gewaltsam aufgelöst. Am 3. März 2006 wurde der Ausnahmezustand wieder aufgehoben.
In der Folge kommt es zu einem dramatischen Anstieg politisch motivierter Morde, vorwiegend an Mitgliedern linksorientierter Gruppen und Parteien, aber auch an Journalisten, kirchlichen Mitarbeitern und Pfarrern sowie engagierten Bürgern auf Gemeindeebene, mit mutmaßlicher Unterstützung oder Duldung durch Teile des Militärs oder anderer Sicherheitskräfte. Von Januar bis Juli 2006 dokumentierte amnesty international mindestens 51 dieser politischen Morde. Die philippinische Regierung steht wegen dieser Morde unter internationalem Druck. Präsidentin Arroyo setzte eine Untersuchungskommission zur Aufklärung dieser Morde ein. Bis November 2006 wurden aber von dieser sogenannten Melo-Kommission keine Ergebnisse veröffentlicht.
Quelle: Wikimedia